Jürgen Albrecht

Ein Piktogramm des Unsichtbaren


Die Werke Jürgen Albrechts sind abstrakte Kompositionen, deren Nuancen von undurchdringlichem Schwarz bis zu strahlendem Weiß reichen. Sie sind weder Bild noch Objekt, sondern dreidimensionale Wirkungsfelder. Ihr Ausgangspunkt ist das scheinbar architektonische Modell in welchem sie verortet sind. Durch Lichtprojektionen, Überblendungen und Verschattungen scheinen räumliche Zusammenhänge auf, die wie Bühnenräume vielleicht nur eine Illusion sind. Innen und Außen gehen ineinander über, offene und geschlossene Flächen werden gegeneinander verschoben. Ein Dialog. Tages- und Kunstlicht wechseln ihre Funktionen in der Anmutung von räumlichen Zusammenhängen, wie auch ihre Schatten. In der ästhetischen Herausforderung von Wahrnehmungsgewohnheiten entstehen verschachtelte Interieurs. Es sind visuelle Labyrinthe, in welchen sich die Doppelnatur des Lichtes als materielles und immaterielles Phänomen spiegelt. Licht und Schatten. Bewegung und Innehalten. 
Mein Blick fällt in weitläufige Räume, gesehen gerade handhoch und empfunden doch begehbar. In meiner Vorstellung passt sich mein Körper deren Proportionen an und beginnt in ihnen zu wandern. Ganz bei mir durchschreite ich neue Orte und vergesse das mich umgebende Stimmengewirr des Ausstellungsraumes. Ich bin in einer Ausstellung von Jürgen Albrecht. Seine Skulpturen zeigen uns nichts, sondern erschaffen Freiräume und lassen uns selbst zu Autoren des Gesehenen werden. Nicht ausgeklügelte Technik, noch spezielle Effekte sind hier vonnöten, einfache Kuben aus Pappe, Holz und etwas weiße Farbe, sowie der Einsatz von Licht, ob künstlich, dem Tage entnommen oder projiziert, beflügeln den Geist und seine Stimmungen. Wir werden in unsere eigene Welt entführt, derer wir vorher vielleicht nie so bewusst geworden sind. Nur je eine Person kann jeweils in die Einblicke der Skulpturen schauen, sieht ihr eigenes Bild, bis sie weiterzieht, um dem nächsten Betrachter Raum zu schaffen. 

Doch der Ort geht nicht verloren, gehe ein zweites Mal dorthin oder so oft du möchtest, er wird auf dich warten und sich verändern, so wie du dich verändert hast.

Isabelle Mars 

A Pictogram of the Invisible


The works of Jürgen Albrecht are abstract compositions, whose nuances range from inpenetrable black to bright white. They are neither pictures nor objects, but three-dimensional fields of operations.Their initial point is the seemingly architectural model they are located in. Lightprojections, crowdings and crossfades create spatial contexts, which are, just like stagerooms, maybe illusions. Inside and outside are fading, open and closed spaces are moving into each other. A dialog. Daylight and artificial light are changing their functions as well as their shadows do. In the aesthetical challenge of the perception of room-specific atmospheres, new interlaced interiors are beginning to get realized. They are visual labyrinths in which the dual nature of light is mirrored as a material and an immaterial phenomenon. Light and shadow. Moving and tranquility.
My eye is catching extend spaces, just as high as a hand is, but felt able to step in. In my imagination my body is transforming itself equal to their proportions and starts to wander inside of them. I am walking through new places, close to myself, and forget the chattering around in the showroom. 
I am joining an exhibition of Jürgen Albrecht.
His sculptures aren’t showing us anything, they are creating off-spaces and make ourselves to authors of what we see. No ingenious technics or special effects are needed, just simple cubes made of cardboard, bit white paint and the setting of light, if artificial or taken from the day, maybe projected, are enough to spread our minds and feelings. We are napped right into our own world, which we might never realized that way before. Just one person at once can take a look into the sculpture’s window, picturing an own imagination, then passing by to give room for a new viewer.
But the space itself will never get lost. Step in twice or how often you want, the place will be waiting for you and get changed the way you did meanwhile. 

Isabelle Mars

SCHEINWERFER 

Lichtkunst in Deutschland im 21.Jahrhundert

Kunstmuseum Celle



Im Dämmerlicht kann es vielleicht zunächst so wirken, als sei da nichts. Fast nichts: Zwei schlichte, längliche Kästen hängen an der Wand. Sie bieten kaum einen Halt für das suchende Auge nur aus drei rechteckigen Einschnitten schimmert ein zarter Lichtschein. Erst wer sich dem Werk soweit nähert, daß der Blick ins Innere der Kasten fallen kann, erblickt Unerwartetes. Man schaut in einen langen, weißen, von indirektem licht erfüllten Raum und ist erstaunt zu welcher Weite sich die Kästen innen öffnen. Erstaunlich ist auch, wie sich das eigene Körpergefühl beim Schauen verändert. Während der Leib aufgrund der kleinen Blicköffnung zum Stillstand kommt, wandert mit den Augen der Geist.
Beide - Augen und Geist - werden zu Bewegungsmitteln, immateriellen Vehikeln, mit denen wir eine von Licht und Schatten modulierte Bühne im Inneren des Kasten ausloten. Die Beschränkung und Konzentration auf wenige Sinne schärft die Wahrnehmung und stimuliert die Vorstellungskraft: Kritisch heftet sieh der Blick an jeden Widerstand, kostet die feinsten Farbnuancen von licht und Schatten, ertastet die Materialität des unberührbaren Tiefenraums. Je länger und tiefer wir mit der Wahrnehmung in diesen beschränkten Kunst-Raum eindringen, umso schwacher wird das Gefühl für die eigenen Dimensionen, Raum und Zeit.
Trotz oder gerade wegen der formalen Reduktion besitzen Jürgen Albrechts Miniatur-Architekturen das Potenzial eines Katalysators, In ihn verdichtet sich das Bewusstsein, entfalltet sich eine Fülle von - nicht nur angenehmen - Wahrnehmungen, Empfindungen und Assoziationen. So wie das Licht sich von irgendwoher seinen Weg in diese Räume zu bahnen scheint, tragen die Betrachter etwas in sie hinein. Albrechts Innenwelten mögen weiß, schlicht, still und Ieer wirken - wer lange genug hineinblickt, kann darin einganzes Universum entdecken.

Julia Otto

Spotlights 

Light Art in Germany in the 21st Century Kunstmuseum Celle



In dim light it can at first seem as if nothing were there. Almost nothing. plain, oblong boxes hang on the wall. They hardly offer any purchase for the searching eye; only from three rectangular gashes does a delicate light glimmer. Not till you approach the works far enough to look inside the boxes do you see something unexpected. You peer into a long, white room filled with indirect lighting and are surprised how wide the boxes open up inside. While looking in, you also find it amazing how yourown bodily perception changes. Whereas your body comes to a standstill because of the small openings, your mind begins to wander with your eyes. 
Both - eyes and mind - become the means of movement, immaterial vehicles with which we can explore a stage that is set inside a box modulated by light and shadow. The restriction of, and concentration on, only a few senses sharpens our perception and stimulates our imagination. Our gaze fixates critically on any resistance, savors the finest color nuances of light and shadow, fingers the materiality of the untouchable spatial depth. The longer and deeper your perception penetrates into this restricted art space, the feebler is your feeling for your own dimensions, time and space. 
Despite, or expressly because of, their formal reduction, Jürgen Albrecht's miniature architectures have the potential of a catalyst. In them our consciousness consolidates, as a number of - not only agreeable - perceptions, sensations and associations unfold. Just as light, from somewhere or other, seems to blaze its way into these rooms, so does the viewer bring his/her input. Albrecht's interior worlds may seem white, spare, still and empty, but anyone looking long enough into them can discover an entire universe. 

Julia Otto

Udo Kittelmann

Ansichten und Einsichten

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Deutsch

Ansichten und Einsichten. 

Zu den Arbeiten von Jürgen Albrecht

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English

Looking At, Looking In and Looking Inward 

Übersetzung: Janis Mink

Hannelore Kersting
Raum für Imagination
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Deutsch

Raum für Imagination
Zu den Arbeiten von Jürgen Albrecht



Stephan Berg

„Archisculptures“

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Deutsch

Stephan Berg, „Jürgen Albrecht“, Ausstellungskatalog „Archisculptures“, Kunstverein Hannover 2002

Instrument Nr.5 / Videostill

Belinda Grace Gardner

Betreten des Bildes gefordert

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Deutsch

Text zur Ausstellung:

Hamburger Kunsthalle 2005


Projektion
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